Dienstag, 8. Mai 2007

Der zweite Schock

Ein halbes Jahr später hatten wir dann den nächsten Termin in der Augenklinik. Eigentlich nur ein Kontrolltermin. Eigentlich...

Und wieder hat es uns auf den Allerwertesten gesetzt. -9,50...ganze 2 Dioptrien in 5 Monaten mehr! Da fing ich dann zu Rechnen an. Zwei Dioptrien in 5 Monaten macht demnach wieder eine neue Brille. Die erste hatte 400 Euro gekostet. Die Fassung der ersten behielten wir uns logischerweise. Wir hatten eine Fassung von Lindberg ausgesucht, die kindgerecht, biegsam aber trotzdem stabil ist - und die kostete alleine schon 200 Euro. Nun also wieder Gläser (geht in dieser Sehstärke nurmehr mit Echtglas), je Auge knapp über 100 Euro. Zum Glück zahlte die Krankenkasse etwas dazu - zwar nicht alles, aber immerhin einen großen Teil davon.

Und dann ratterte es in meinem Kopf. Angenommen, die Sehstärke würde so bleiben: er braucht eine Sonnenbrille - optisch -, wenn er Schwimmen geht eine Schwimmbrille - optisch -, wenn er Skifahren geht entweder eine Skibrille - natürlich optisch -, oder eine Skibrille unter der er seine normale Brille auflassen kann... usw. Da kommt einiges zusammen!

Im Endeffekt ist es dann die Sonnenbrille geworden, die 330 Euro samt Fassung gekostet hat. Beim Schwimmen lässt er seine normale Brille auf und Skifahren waren wir erst letzten Winter das erste Mal mit ihm. Die Brille für das Skifahren wurde dann eine Spezial-Überbrille von UVEX mit Kantenfilter und breiteren Seiten, damit er seine Brille auflassen kann, ohne daß diese ihm wehtut oder beschädigt wird. Ausserdem musste ein Skihelm her, unter dem er die Brille auflassen kann - da die Fassung der Lindberg-Brille nämlich aus Gründen des besseren Sitzes bei Kindern um das Ohr herum bis zum Ohrläppchen geht, hätte das in einem 08/15-Helm auf die Ohrmuschel gedrückt und nach spätestens 1 Minute wäre der Skispass vorbei gewesen...

Zusammengerechnet - mit bisher einer Ersatzbrille und einer Reparatur - kamen wir also auf insgesamt etwas über 1.700 Euro nur für die Brillen und den Helm. Ganz schöner Batzen! Die Entscheidung, dass wir Pflegegeld beantragen würden, stand schon länger im Raum - nach einer Hochrechnung auf die nächsten 3 Jahre jedoch wurde das Formular heruntergeladen, ausgefüllt und eingereicht. Etwa 3 Monate später kam dann eine Einladung zur "Pflegegeld-Untersuchung". Eigentlich dachten wir, daß wir keine Unterstützung erhalten würden, da er ja noch ein Kleinkind ist und - zumindest nach unserem Ermessen - nicht wirklich "behindert" ist. Doch wurden wir eines Besseren belehrt. Das Pflegegeld wurde ihm vorerst auf 3 Jahre zuerkannt und damit waren die vergangenen Ausgaben und jene der 3 nächsten Jahre gedeckt, ohne dass unsere beider Einkommen für diese Mehrleistungen angetastet werden musste.

Der Stein, der von unser beider Herzen fiel, war groß...

Montag, 7. Mai 2007

Die ersten Tage

Wir wissen es seit knapp 2 Jahren. Und seit diesem Tag ist es für mich fast täglich so, dass ich ihn ansehe und daran denken muss, das dieser Knirps eigentlich nur knappe 15 cm scharf sieht - alles was weiter weg ist, ist extrem unscharf. Und selbst mit Brille ist sein Umfeld auf etwa 8 m eingeschränkt.
Zugegeben; seit er die Brille hat - anfangs waren es bei festgestellten 7,5 Dioptrien ersteinmal 5 Dioptrien (zur Eingewöhnung) - ist er wie ein anderes Kind. Man merkte sofort, dass er sich wesentlich sicherer in seiner Umgebung fühlte, da er plötzlich ein - für seine Verhältnisse - enorm vergrössertes Aktionsfeld hatte. Tollen, spielen, Roller fahren, laufen, Ball spielen...all diese Sachen waren vorher eigentlich Nebensächlichkeiten, die ihn nicht wirklich sehr interessiert hatten.

Wir hatten ihn wochenlang davor darauf vorbreitet, ihm erzählt das er da was bekommt, mit dem er besser sieht und dadurch auch viel mehr machen kann. Keinen Schimmer, ob das ein 3-jähriges Kind versteht - war uns auch egal. Ziel war es, ihn von vornherein dazu zu bringen, die Brille aufzusetzen und es als Verbesserung anzusehen. Er kannte es bis dahin ja nicht anders.

Seine Welt war eine kleine, unscharfe und vorsichtige Welt mit Geräuschen aus dem Nirgendwo. Ich habe einmal versucht, mich annähernd in seine Lage zu versetzen und bin zu einem Optiker gegangen um mir seine Sehstärke zu geben. Ich bekam also vom Optiker eine Test-Brille mit 7,5 Dioptrien. Jedoch nicht in "minus" - also Kurzsichtigkeit -, sondern in "plus". Da ich ja "Normalsichtig" bin - also eine getestete Sehleistung von etwas mehr als 120% (ja, sowas gibt es!) habe, ist die Umkehrbrille mit Plus-Gläsern quasi eine Reise in seine Welt. Wahnsinn! Ich sah nahezu nichts mehr. Die unmittelbare Umgebung konnte ich - wie bereits Eingangs beschrieben - bis etwa 15cm wahrnehmen, alles was weiter weg war wurde sozusagen "unsichtbar" weil je weiter weg, desto unschärfer. Mich hat es bildlich gesprochen auf den Arsch gesetzt. Bis dahin konnte ich mir nicht vorstellen, wie seine Welt aussah...seitdem sehe ich seine Welt mit anderen Augen.

Sein erster Tag mit der neuen Brille war Wahnsinn. Klar, er hatte etwas auf seiner Nase, das er nicht kannte und spielte deshalb ersteinmal damit herum. Durch die wochenlange "Vorbereitung" darauf und die Tatsache, dass er sich die Brillenfassung (aus 3 vorausgewählten) selbst auswählen durfte, haben dazu beigetragen, dass er sich schon auf seine Brille gefreut hatte. Was soll ich sagen? Brille auf, losgelaufen, Brille nicht mehr runtergenommen. Genial. Es hatte gewirkt...

Worum geht's?

Hallo Welt (wie abgedroschen)...

Ich habe das Bedürfnis, meine Gedanken zu einem Thema loszuwerden, das mich seit nunmehr knapp 2 Jahren sehr beschäftigt. Es handelt sich um meinen nunmehr knapp 5-jährigen Sohn, der an hochgradiger Myopie erkrankt ist. Was das ist? Myopie ist fachchinesisch für Kurzsichtigkeit.

Hier geht es also um die Kurzsichtigkeit meines Sohnes und wie diese und die Auswirkungen derselben mich und andere ihm nahe stehenden Personen beschäftigt.

Kommentare sind erwünscht und werden gegebenenfalls auch kommentiert und evtl. in meine weiteren Artikel einbezogen...

With eyes wide open

Gedanken über die Sehkraft

Aktuelle Beiträge

Schock
Ich hab mich von dem Schock noch gar nicht erholt,...
Josef Mühlbacher - 25. Sep, 19:23
Der zweite Schock
Ein halbes Jahr später hatten wir dann den nächsten...
rpcom - 8. Mai, 00:48
Die ersten Tage
Wir wissen es seit knapp 2 Jahren. Und seit diesem...
rpcom - 7. Mai, 23:58
Worum geht's?
Hallo Welt (wie abgedroschen)... Ich habe das Bedürfnis,...
rpcom - 7. Mai, 23:56

Lizenz

Creative Commons License
Dieser Inhalt ist unter einer Creative Commons-Lizenz lizenziert.

Credits


Profil
Abmelden
Weblog abonnieren